Dienstag, 24. Dezember 2019
Vom Wesen des Snobs
221berlin, 11:25h
Die Weihnachtsfeiertage sind eine Zeit besinnlicher Gedanken. Beispielsweise über den Snob. Es gibt wohl kaum einen Menschen, über den so viele alberne Vorurteile existieren. Befragen wir das Fremdwörterbuch: "Mensch, der sich durch zur Schau getragene Extravaganz den Schein geistiger, kultureller Überlegenheit zu geben sucht u. nach gesellschaftlicher Exklusivität strebt." Auch wenn man die klassische Literatur und diverse Essays durchstöbert, gewinnt man den Eindruck, dass Snobismus Geltungssucht par excellence wäre, hinter der sich letztlich nicht sonderlich viel, also eigentlich nichts, verberge.
Diese Beispiele verdeutlichen einen erheblichen Aufklärungsbedarf. Liebe Duden-Redaktion. Wer sich den "Schein geistiger, kultureller Überlegenheit zu geben sucht", ist kein Snob. Vielmehr ein Parvenü. Weiterhin kann ein Snob ja wohl nichts dafür, dass seine Extravaganz bemerkt wird. Es ist platterdings nicht nötig, dass sie "zur Schau getragen" wird.
Einzig das "Streben nach Exklusivität" kann man gelten lassen. Es gibt wohl nur wenige, die sich nicht in der Gesellschaft ihresgleichen am wohlsten fühlen. Suum cuique. "Geltungssucht" ist in Verbindung mit "Snobismus" nichts als ein Oxymoron. Angebrachter wäre es, von "Selbstverwirklichung", "Genuss", "Entwickeln eines eigenen Stils" etc. zu reden.
Wovon man also fast immer hört sind lediglich Möchtegern-Snobs, die Schickeria, Trend- und Jetsetter, Stars und Sternchen, schlicht die "Prominenten". Ein Snob flieht das Kameralicht. Er will nicht von der Masse angehimmelt werden, er ignoriert sie. Von wenigen Ausnahmen abgesehen ignoriert er jeden. Er weiß, dass sein persönlicher Geschmack kein Allgemeingut sein kann. Ambitionen, ob politischer oder gesellschaftlicher Natur sind ihm fremd. Es ist ihm wichtig, kultiviert zu sein, unabhängig davon, ob es jemand mitbekommt. Er mag einen gewissen Luxus, sicher. Er flaniert durch sein Leben. Er ist eher Gourmet als Gourmand.
Wie jeder Mensch fühlt der Snob Verachtung und Arroganz, aber er behält derartige Emotionen für sich. Wenn er sich inkommodiert fühlt, hebt er allenfalls indigniert die Augenbraue. Eine Zurückhaltung, die einigen wichtigtuerischen und oberlehrerhaften Landsleuten gut zu Gesicht stünde. Deren ökologische und politische Korrektheit ist ihm absolut fremd, geradezu ein Kuriosum.
Um einem weiteren Vorurteil entgegenzutreten: Snobs müssen nicht zwangsläufig reich sein. Stil hat nichts mit dem Kontostand zu tun. Natürlich schadet ein gewisses finanzielles Polster nicht. Snobismus ist jedoch in erster Linie eine Geisteshaltung. Selbstvertrauen und Niveau sind erforderlich, hinzu kommt das Bewusstsein der eigenen Exklusivität.
Diese Beispiele verdeutlichen einen erheblichen Aufklärungsbedarf. Liebe Duden-Redaktion. Wer sich den "Schein geistiger, kultureller Überlegenheit zu geben sucht", ist kein Snob. Vielmehr ein Parvenü. Weiterhin kann ein Snob ja wohl nichts dafür, dass seine Extravaganz bemerkt wird. Es ist platterdings nicht nötig, dass sie "zur Schau getragen" wird.
Einzig das "Streben nach Exklusivität" kann man gelten lassen. Es gibt wohl nur wenige, die sich nicht in der Gesellschaft ihresgleichen am wohlsten fühlen. Suum cuique. "Geltungssucht" ist in Verbindung mit "Snobismus" nichts als ein Oxymoron. Angebrachter wäre es, von "Selbstverwirklichung", "Genuss", "Entwickeln eines eigenen Stils" etc. zu reden.
Wovon man also fast immer hört sind lediglich Möchtegern-Snobs, die Schickeria, Trend- und Jetsetter, Stars und Sternchen, schlicht die "Prominenten". Ein Snob flieht das Kameralicht. Er will nicht von der Masse angehimmelt werden, er ignoriert sie. Von wenigen Ausnahmen abgesehen ignoriert er jeden. Er weiß, dass sein persönlicher Geschmack kein Allgemeingut sein kann. Ambitionen, ob politischer oder gesellschaftlicher Natur sind ihm fremd. Es ist ihm wichtig, kultiviert zu sein, unabhängig davon, ob es jemand mitbekommt. Er mag einen gewissen Luxus, sicher. Er flaniert durch sein Leben. Er ist eher Gourmet als Gourmand.
Wie jeder Mensch fühlt der Snob Verachtung und Arroganz, aber er behält derartige Emotionen für sich. Wenn er sich inkommodiert fühlt, hebt er allenfalls indigniert die Augenbraue. Eine Zurückhaltung, die einigen wichtigtuerischen und oberlehrerhaften Landsleuten gut zu Gesicht stünde. Deren ökologische und politische Korrektheit ist ihm absolut fremd, geradezu ein Kuriosum.
Um einem weiteren Vorurteil entgegenzutreten: Snobs müssen nicht zwangsläufig reich sein. Stil hat nichts mit dem Kontostand zu tun. Natürlich schadet ein gewisses finanzielles Polster nicht. Snobismus ist jedoch in erster Linie eine Geisteshaltung. Selbstvertrauen und Niveau sind erforderlich, hinzu kommt das Bewusstsein der eigenen Exklusivität.
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Sonntag, 15. Dezember 2019
Ein Fall von Wachstum
221berlin, 17:17h
Einen Schatz zu vergraben, ist eine gute Idee. Nur der Vergrabende weiß, wo er zu finden ist. Um seine Erben über den genauen Standort zu informieren, fertigt man eine exakte Beschreibung an und übergibt diese in einem verschlossenen Umschlag seinem Anwalt. So weit, so gut.
Aber: Was tun die armen Verwandten, wenn sie die Kassette mit dem wertvollen Inhalt trotz der detaillierten Instruktion nicht finden? Sie wenden sich an einen Privatdetektiv.
Die Instruktion hatten sie genau befolgt. Der Schatten einer Baumspitze sollte an einem bestimmten Tag im Juni (die exakte Uhrzeit war angegeben) auf den Punkt fallen, an dem eine Kassette vergraben worden sein sollte. Der Zeitpunkt war bereits vorüber, was aber unerheblich war: Das große Loch im Boden zeigte deutlich die Stelle, an der der Schatten des Baumes geendet hatte. Es handelte sich um ein sehr tiefes Loch mit einem großen Durchmesser. Die Erben des Grundstücks hatten ganze Arbeit geleistet. („Grabt nur, grabt …“)
Nach näherer Betrachtung des Baumes, dessen Schattenspitze den entscheidenden Hinweis hätte liefern sollen, kam ich nicht umhin zu fragen, um was für einen Baum es sich handeln würde (typisch Stadtkind). Nach einem Telefonat mit einen Absolventen der Forstakademie Eberswalde musste dann nur noch eine einfache Berechnung durchgeführt werden. Einer der anwesenden Erben war so freundlich, mir ein Maßband zu leihen. Ausgehend von dem Loch, dass die fleißigen Erben gegraben hatten, war es jetzt notwendig, eine bestimmte Strecke in Richtung Baum abzumessen. Die Stelle wurde mit einem Stein markiert. Nach einigen Zweifeln begannen die Leute zu graben und stießen schließlich auf das Objekt ihrer Begierde. Große Freude allerseits.
Was war nun das Geheimnis? Der angerufene Forstmensch hatte interessante Dinge über das Wachstum von Bäumen zu berichten gewusst; unter anderem über die Wachstumsgeschwindigkeit der Schwarzpappel. Der Rest war simpel. Anhand des Datums der Anleitung war herauszufinden, wie lange der Baum noch weitergewachsen war; und schließlich war noch eine einfache Rechenaufgabe zu lösen. Man kann sich fragen, warum die Erben, die den Hof ja kannten, nicht selbst darauf gekommen waren, dass ein Baum manchmal noch wächst. Wahrscheinlich war die Aufregung zu groß gewesen. Die Dokumente waren bedeutsam; es ging um Grundstücksangelegenheiten.
Warum allerdings die Unterlagen in einer Kassette, in mehrere Lagen Müllbeutel gehüllt, vergraben worden waren, konnte nicht mehr geklärt werden. Sie hätten ja beim Anwalt oder einem Notar hinterlegt werden können.
Aber: Was tun die armen Verwandten, wenn sie die Kassette mit dem wertvollen Inhalt trotz der detaillierten Instruktion nicht finden? Sie wenden sich an einen Privatdetektiv.
Die Instruktion hatten sie genau befolgt. Der Schatten einer Baumspitze sollte an einem bestimmten Tag im Juni (die exakte Uhrzeit war angegeben) auf den Punkt fallen, an dem eine Kassette vergraben worden sein sollte. Der Zeitpunkt war bereits vorüber, was aber unerheblich war: Das große Loch im Boden zeigte deutlich die Stelle, an der der Schatten des Baumes geendet hatte. Es handelte sich um ein sehr tiefes Loch mit einem großen Durchmesser. Die Erben des Grundstücks hatten ganze Arbeit geleistet. („Grabt nur, grabt …“)
Nach näherer Betrachtung des Baumes, dessen Schattenspitze den entscheidenden Hinweis hätte liefern sollen, kam ich nicht umhin zu fragen, um was für einen Baum es sich handeln würde (typisch Stadtkind). Nach einem Telefonat mit einen Absolventen der Forstakademie Eberswalde musste dann nur noch eine einfache Berechnung durchgeführt werden. Einer der anwesenden Erben war so freundlich, mir ein Maßband zu leihen. Ausgehend von dem Loch, dass die fleißigen Erben gegraben hatten, war es jetzt notwendig, eine bestimmte Strecke in Richtung Baum abzumessen. Die Stelle wurde mit einem Stein markiert. Nach einigen Zweifeln begannen die Leute zu graben und stießen schließlich auf das Objekt ihrer Begierde. Große Freude allerseits.
Was war nun das Geheimnis? Der angerufene Forstmensch hatte interessante Dinge über das Wachstum von Bäumen zu berichten gewusst; unter anderem über die Wachstumsgeschwindigkeit der Schwarzpappel. Der Rest war simpel. Anhand des Datums der Anleitung war herauszufinden, wie lange der Baum noch weitergewachsen war; und schließlich war noch eine einfache Rechenaufgabe zu lösen. Man kann sich fragen, warum die Erben, die den Hof ja kannten, nicht selbst darauf gekommen waren, dass ein Baum manchmal noch wächst. Wahrscheinlich war die Aufregung zu groß gewesen. Die Dokumente waren bedeutsam; es ging um Grundstücksangelegenheiten.
Warum allerdings die Unterlagen in einer Kassette, in mehrere Lagen Müllbeutel gehüllt, vergraben worden waren, konnte nicht mehr geklärt werden. Sie hätten ja beim Anwalt oder einem Notar hinterlegt werden können.
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Freitag, 13. Dezember 2019
Vorstellung
221berlin, 17:45h
Guten Abend,
mein Name ist Michael und ich bin beratender Detektiv. Ja, das gibt es wirklich. Als Detektiv hat man eine gewaltige Konkurrenz; da benötigt man schon ein Alleinstellungsmerkmal.
Ich möchte hier ein Fachblog einrichten. Es geht also um private Ermittlungen und alles, was auch nur im Entferntesten damit zusammenhängt. Möglicherweise werde ich auch den einen oder anderen Fall beschreiben. (Natürlich vollständig anonymisiert.)
Ich bin gespannt, wie sich das hier entwickelt und ob ich genug Zeit aufbringen werde, um den Blog regelmäßig zu aktualisieren. Wir werden sehen ...
mein Name ist Michael und ich bin beratender Detektiv. Ja, das gibt es wirklich. Als Detektiv hat man eine gewaltige Konkurrenz; da benötigt man schon ein Alleinstellungsmerkmal.
Ich möchte hier ein Fachblog einrichten. Es geht also um private Ermittlungen und alles, was auch nur im Entferntesten damit zusammenhängt. Möglicherweise werde ich auch den einen oder anderen Fall beschreiben. (Natürlich vollständig anonymisiert.)
Ich bin gespannt, wie sich das hier entwickelt und ob ich genug Zeit aufbringen werde, um den Blog regelmäßig zu aktualisieren. Wir werden sehen ...
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